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Ist Euer Tierarzt zu teuer? Teil 3

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Gut kann ich mich uns an die Fernsehsendung „Der Doktor und das liebe Vieh“ erinnern; verschlungen habe ich die Bücher von James Harriot, der sehr realistisch aus dem Leben eines Tierarztes in den 1920/30er Jahren in England berichtet hat - auch die negativen Seiten hat er hervorragend dokumentiert.
Dennoch wollte ich Tierärztin werden!
In den 80-Jahren boomten TV-Serien mit Tierärzten, die ihre Patienten mit einer Pferdekutsche aufgesucht haben oder so exotische Haustiere wie einen Schimpansen ihr Eigen nennen konnten. Heutzutage wäre Letzteres mit Sicherheit ein Fall für den Tierschutz. Damals liebten die Zuschauer diese Fernsehsendungen und der Beruf des Tierarztes war hoch anerkannt.
Ich wollte immer noch Tierärztin werden, obwohl ich diese Art der Verherrlichung des Tierarztberufes damals kurz vor dem Abi und nach einigen Praktika in Gemischtpraxen schon mit sehr gemischten Gefühlen verfolgt habe.
Ende der 80er Jahre war es dann endlich so weit! - Das Abi hatte den ersehnten oberen Wert des Numerus Clausus vor der 1 und auch der damals geforderte Medizinertest war im grünen Bereich - beides bekam man wirklich nicht geschenkt und hat sehr viel Arbeit bedeutet.
Glückselig saßen ich 1987 mit 210 anderen ausgesuchten Erstsemestern völlig euphorisch in unserer ersten Vorlesung an der Tiermedizinischen Universität Gießen.
Und was bekamen wir von allen Seiten, Professoren, Assistenten, fertigen Tierärzten und sogar älteren Semestern zu hören?:
- Dies ist einer der schwierigsten, längsten und lern-intensivsten Studiengänge in Deutschland, Semesterferien gibt es praktisch nicht!
- Erforderliche Ausstattungen (Bücher, Skripte, Kittel, Stiefel, Schürzen, Instrumente etc.) sind von den Studenten selber zu beschaffen; das bedeutete Weihnachts- und Geburtstagswünsche für die nächsten Jahre waren gesichert
- Vorlesungszeit im Schnitt 8 -9 Stunden am Tag
- Nach dem Studium kommt noch die ca. 2-jährige unbezahlte Doktorarbeit
- Das zu erwartende Gehalt als Assistent liegt am unteren Ende aller akademischer Berufe
- Die Selbstmordrate unter Tierärzten liegt dafür am oberen Ende
- Freizeit, Familie, Urlaub könne man vernachlässigen
- Der Lohn: Der Dank der tierischen Patienten und mit viel Glück der Tierhalter!
Und trotzdem, ich wollte immer noch Tierärztin werden!
Und was passierte dann im Laufe der 90er Jahre?:
Das Internet und damit eine Info-Quelle für alle Nutzer war plötzlich allgegenwärtig. Jeder „Fachmann/-frau“ konnte etwas schreiben und kein Laie konnte beurteilen, ob diese Erkenntnisse wirklich wissenschaftlich belegt waren:
- Hundeschulen eröffneten ihre Pforten und fühlten sich kurze Zeit später dazu berufen, auch tiermedizinische Themen zu erörtern
- selbsternannte Hundetrainer boten Kurse für Ausbilder der Hundeschulen und später auch für die Allgemeinheit an
- das Fernsehen folgte dieser Entwicklung und zog seinen Nutzen im Hinblick der Einschaltquoten daraus; seit dem boomten Hunde/Katzenerziehungs-Sendungen mit und ohne Promis. Der Tierarzt wurde aus den Programmen gestrichen.
- „Praxen“ von Tiertherapeuten, Tierhomöopathen, Tierphysiotherapeuten und wie sie alle heißen (alles ungeschützte Bezeichnungen - jeder kann sich so nennen), sprossen aus dem Boden - der Hammer ist für uns immer noch das Angebot von „Tierhebammen“ oder von „Tiertherapeuten“, die sich eine Diagnose über das Anschauen eines Fotos oder einer Haaranalyse per Postversand zutrauen und dafür sehr viel Geld bekommen.
- Futter- und Tiermärkte erzielten und erzielen unglaubliche Gewinne mit dem Verkauf von (angeblich) gesundem Futter, Leckerlis, frei-verkäuflichen und billigen Floh- und Zeckenmitteln, „Arzneimittel“ und auch speziellen „Diäten“ für spezielle Krankheiten.

Was machte die Tierärzteschaft?
Sie blieb ruhig, lachte über all die Anbieter und wehrte sich nicht. Das war ein sehr großer Fehler des Berufsstandes.
Der einzelne Tierarzt konnte damals aufgrund des strengen Werbeverbots auch nicht wirklich etwas dagegen machen. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass die meisten Kollegen in dieser Zeit auch keine Kenntnisse und kein Interesse am Thema Internet und Werbung hatten. Sie ruhten sich auf dem alten guten Ansehen der letzten Jahrzehnte aus und eine Homepage hatte fast keiner.
So kam es für sie völlig überraschend, dass sie mehr und mehr als „Buhmänner“ und „Abzocker“ dargestellt wurden, die nur viel Geld verdienen wollen und denen ihre Patienten und deren Halter ganz egal sind.

Tja, in dieser Zeit eröffneten wir 1998 unsere Praxis.
Wir hatten zu Beginn hauptsächlich ältere Kunden, die dem Tierarzt voll und ganz vertrauten.
Mit der Zeit kamen aber immer mehr Kunden, die sich vorab im Internet informiert hatten und schon mit einer selbstermittelten Diagnose in die Praxis kamen. Hintergrundwissen lag zumeist nicht vor. Es war für uns immer sehr schwierig gegen diese (falschen) Diagnosen anzureden ohne den Kunden zu verärgern. Ganz allmählich setzte sich auch die aus der Werbung bekannte „Geiz ist Geil“ Mentalität durch und die von uns angeratenen medizinischen Untersuchungen wurden abgelehnt, da Dr. Google, Züchter, Foren, Tiertherapeuten ja schon eine eindeutige Diagnose vorab gestellt hatten...
Für junge Tierärzte ist das eine wirklich schwere Zeit - der Kampf um das Vertrauen ihrer Patientenhalter.
Dennoch wollten wir weiter Tierärzte sein und für das Ansehen unseres Berufes kämpfen!
Aber ganz ehrlich: Natürlich mussten/müssen und wollten/wollen wir auch damit Geld verdienen - wer möchte das nicht, wenn er einen Beruf erlernt hat? Tierärzte haben in der Ausbildungszeit ca. 10 Jahre geackert und nichts oder nur minimal verdient - da haben sie danach auch ein Anrecht auf einen angemessenen Arbeitslohn? Arbeiten andere nur wegen ihrer Liebe zum Beruf? Sicherlich nicht (falls Sie einen Handwerker kennen, der das macht - gern her mit der Adresse!)!

Wir sind Tierärzte: geben unser Bestes - sind aber auch nur Menschen und daher auch nicht ganz unfehlbar - ABER:
Wir haben diesen Beruf mit viel, viel Liebe, Enthusiasmus, Entbehrungen, Fleiss, Arbeits- und Zeiteinsatz über lange Jahre gelernt und können unser Können mittlerweile mit unserer Erfahrung und unseren Weiterbildungen aufwerten - daher:
Wir wissen i. A.  mehr als „Züchter“, „Tiertherapeuten“, „Tierhebammen“, „Tierhomöopathen“ und „Tierheiler“.

Und wenn Sie uns fragen würden: “Würden Sie diesen Beruf trotz aller Entbehrungen und Bürden noch einmal erlernen?“ - dann wäre unsere Antwort ein eindeutiges: „JA“!

Ihre Dr. Kristin Huppert
30. Januar 2018

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  • Gast - Laura K.

    Schöner Text! Vielleicht wird manchem damit und mit den vorherigen zwei Folgen dieses Thema etwas klarer.

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